HAZ - Insekten zum Essen: Bald auf Hannovers Wochenmärkten

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Insekten zum Essen: Bald auf Hannovers Wochenmärkten

Gebacken, frittiert oder angebraten: Jungunternehmer Michael Blautzik verkauft mit seiner Firma Bugoo Insekten zum Essen.

Hannover.Insekten essen? Auch einigen Freunden von Jungunternehmer Michael Blautzik schauderte es zunächst bei dem Gedanken. „Dabei schmecken Insekten wirklich lecker, sehr nussig“, sagt der 31-Jährige. Er hat sich mit Zubereitung und Vertrieb des Nahrungsmittels selbstständig gemacht. Ab Mai will er die gebackenen Kleintiere mit einem mobilen Verkaufsstand am Maschsee und auf Wochenmärkten vertreiben.

Insekten als Nahrungsalternative

Was wir essen, ist stark kulturell geprägt. Viele Muslime finden Schweinefleisch eklig, das in arabischen Ländern als unrein gilt. Den Mitteleuropäern dagegen sind viele Essgewohnheiten etwa der Chinesen fremd: Hunde oder Fledermäuse kommen hier nicht auf den Teller. Insekten dagegen treten weltweit einen Siegeszug als Nahrungsmittel an. Ihre Aufzucht verbraucht weniger Fläche und CO2 als zum Beispiel bei Rindfleisch, dafür spenden sie reichhaltig Protein.

Heuschrecken, Heimchen und Mehlwürmer: In europäischen Augen sind Insekten als Nahrungsmittel gewöhnungsbedürftig.

Heuschrecken, Heimchen und Mehlwürmer: In europäischen Augen sind Insekten als Nahrungsmittel gewöhnungsbedürftig.

Blautzik ist studierter Betriebswirt, er arbeitet als Preismanager beim Onlinehändler Reifen.com. Seit er aber erstmals Insekten probiert und festgestellt hat, dass sie in Hannover eine Marktlücke sind, arbeitet er nebenberuflich an seinem Startup mit Namen Bugoo. Bug bedeutet in der US-Umgangssprache Käfer oder Insekt.

Geröstet oder frittiert

Seit vier Wochen ist Blautziks Onlinehandel am Start. "Leben kann ich davon natürlich noch nicht, aber inzwischen gehen täglich Bestellungen ein", sagt der Jungunternehmer aus der List. In Hannovers Norden darf er eine Gastronomieküche nutzen, in der er seine Heuschrecken, Heimchen und Würmer zubereitet.

Die Tiere bezieht er aus zwei zertifizierten Aufzuchtanlagen aus dem Raum Ulm und in den Niederlanden. Sie kommen schockgefroren zu ihm. Wenn man sie ohne Zutaten backt, schmecken sie tatsächlich nussig. „Man kann sie aber auch salzig, süß-sauer, oder scharf-süß würzen. Angebraten sind sie eine crosse Salatzutat, oder man frittiert sie als Snack“, sagt Blautzik.

Lebensmittelkontrolle hat geprüft

Inzwischen war die Lebensmittelüberwachung zum Kontrollbesuch vor Ort und hat Herkunft und Zubereitung der Nahrungsmittel geprüft. „Alle Anträge sind bewilligt“, sagt Blautzik. Er hat eine Erlaubnis zum Reisegewerbe als Fliegender Händler, will aber vor allem auch auf den Wochenmärkten verkaufen. „Die attraktiven Marktstandorte sind im Moment alle ausgebucht, aber ich hoffe, einen Fuß in die Tür zu bekommen“, sagt er.

Die Preise klingen zunächst teuer. Die ofengerösteten Heuschrecken etwa kosten ab 6,50 Euro (30-Gramm-Packung), bei den Bio-Heimchen geht es bei 5,50 Euro los, die Mehlwürmer sind mit 4 Euro etwas billiger. „Man darf aber nicht vergessen, dass Insekten extrem leicht sind“, sagt Blautzik: „30 Gramm ergeben eine ansehnliche Menge.“ Im Onlineshop kommen noch einmal 2,50 Euro Versandkosten drauf, wenn man für weniger als 15 Euro bestellt.

Viele Fragen

Aber bald soll es die gewöhnungsbedürftige Delikatesse ja auch vom Marktstand aus geben. Blautzik weiß, dass er viele Fragen wird beantworten müssen. „Aber nach anfänglicher Skepsis sind die meisten Leute dann doch neugierig und wollen probieren.“

Von Conrad von Meding

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